Muttermilch gewinnen

Nicht immer ist es möglich, dein Kind direkt zu stillen. In solchen Situationen kannst du deine Milch gewinnen und deinem Kind auf anderem Wege zukommen lassen. Um Muttermilch zu gewinnen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: von Hand, mit einer Handpumpe oder mit einer elektrischen Pumpe. Du kannst diese Methoden auch kombinieren.

UNICEF erklärt: Wenn ein Kind nicht direkt an der Brust gestillt werden kann, ist die abgepumpte oder von Hand gewonnene Milch der eigenen Mutter die bestmögliche Ernährung.

Allgemeines Vorgehen

Hygiene

Im Unterschied zum Stillen sind beim Gewinnen von Muttermilch besondere Hygieneregeln zu beachten. Die Hände sind vor dem Abpumpen oder Entleeren/ Gewinnen von Hand gründlich mit Seife zu reinigen. Verwende saubere Gefäße und achte darauf, dass du die Innenflächen nicht mit den Fingern berührst. Ist dein Kind in der Klinik, wird diese dir gegebenenfalls ergänzende Anforderungen mitteilen.

Wie oft abpumpen oder von Hand entleeren?

Kann dein Kind gar nicht an der Brust trinken, entleere deine Brust 6-8 mal in 24 Stunden, also alle 3-4 Stunden, mit einer etwas längeren Nachtpause. Pump lieber einmal öfter als jedes Mal sehr lange. Häufigeres, nicht längeres Entleeren der Brust steigert die Milchmenge. Gutes Essen und Trinken haben auf die Milchmenge keinen Einfluss, fördern aber dein Wohlbefinden.

Sich wohlfühlen hilft beim Gewinnen der Milch!

  • Setz dich entspannt hin.
  • Wärme evtl. deine Brust mit einem warmen Tuch oder einer warmen Dusche.
  • Eine sanfte Brustmassage kann hilfreich sein.
  • Stell dir zum Trinken ein Glas Flüssigkeit bereit.
  • Der Gedanke an dein Kind oder ein Foto von ihm lässt die Milch besser fließen.
  • Vielleicht hilft dir eine entspannende Rückenmassage durch deinen Partner/deine Partnerin.
  • Sorge für eine warme Raumtemperatur, so dass du nicht frierst.

Muttermilch von Hand gewinnen

Mit ein bisschen Übung ist diese Methode wirkungsvoll und unkompliziert, und sie ist unabhängig von technischen Hilfsmitteln.

Position der Finger,
Copyright: Christina Linde
Melkbewegung,
Copyright: Christina Linde


Zur Vorbereitung wird die Brust kurz massiert. Leg dann Daumen und Zeigefinger je 2-3 cm von der Brustwarze entfernt auf die Brust, sodass sich die Brustwarze genau dazwischen befindet. Heb die Brust leicht an und drücke die Finger waagerecht in Richtung Brustkorb. Dann führst du Daumen und Finger nach vorne zusammen, vom Brustkorb weg, wobei du deine Finger nicht auf der Haut verschiebst. Entspanne die Finger und wiederhole den Ablauf rhythmisch. Leg die Finger an verschiedenen Stellen rund um die Brust auf, um alle Milchgänge zu erreichen.

Probiere aus, wo du welche Finger am besten aufsetzt. Wichtig ist, dass du keine Schmerzen verursachst und die Brust nicht gequetscht wird.

Muttermilch abpumpen

Hier hast du die Wahl zwischen verschiedenen Pumpentypen. Grundsätzlich sollte die Pumpe einfach zu reinigen und zu sterilisieren sein, die Saugstärke einstellbar sein, zwischen der Absaughaube und der Flasche ein Ventil vorhanden sein, die Größe der Absaughaube zu deiner Brust passen.

Elektrische Pumpen sind vorteilhaft, wenn du regelmäßig oder über einen längeren Zeitraum abpumpen möchtest, sei es weil dein Baby krank ist, zu früh geboren wurde oder du berufstätig bist. Du benötigst eine gute Pumpe, bei der sich die Saugstärke mit einem Schalter regulieren lässt und die eine Intervallschaltung besitzt. Ein Doppelpumpset, mit dem beide Brüste gleichzeitig abgepumpt werden, hilft, die Milchbildung zu steigern und die Abpumpzeit zu verkürzen. Elektrische Milchpumpen können in Apotheken und Mietstationen ausgeliehen oder gekauft werden.

Handpumpen sind zur Überbrückung einzelner Mahlzeiten geeignet. Die Pumpe sollte leichtgängig und einfach zu handhaben sein und auch den oben genannten Kriterien entsprechen.

Wie benutze ich die Pumpe?

Setze die Absaughaube so auf, dass sich die Brustwarze in der Mitte befindet und weder geknickt noch gerieben wird. Umfasse mit der Hand deine Brust und halte die Absaughaube mit den Fingern fest auf der Brust.

Beginne beim Pumpen immer mit der geringsten Saugstärke und steigere diese entsprechend deinen Bedürfnissen. Um den Milchspendereflex anzuregen, kannst du in den ersten 2 Minuten schneller und schwächer pumpen und dann langsamer und kräftiger. Manche Pumpen machen das automatisch.

Bei Verwendung eines Einfachpumpsets wird die Milchbildung besser angeregt, wenn du während des Pumpens mehrfach zwischen den Brüsten wechselst. Beginne mit ca. 7 min pro Brust, dann noch mal ca. 5 min und schließlich ca. 3 min, also insgesamt ca. 15 min pro Brust. Beim Doppelpumpset pumpst du ca. 15 min ab. Die letzten Milchtropfen lässt du als Hautschutz an der Brust antrocknen.

Abpumpset reinigen

Nach dem Abpumpen müssen alle Teile, die mit Milch in Berührung gekommen sind (Pumpset, Ventile, Hygienefilter, ggf. Flaschen) sofort kalt ausgespült werden. Anschließend wird das Pumpset mit Geschirrspülmittel und heißem Wasser gereinigt und mit heißem, klarem Wasser nachgespült. Danach wird das gesamte Zubehör sterilisiert, indem es ausgekocht oder vaporisiert oder in der Mikrowelle mit Spezialbeuteln dampfsterilisiert wird.

Muttermilch aufbewahren

Muttermilch kann in sauberen Glasgefäßen, Plastikflaschen aus Polypropylen oder in Muttermilchbeuteln aufbewahrt werden. Wird sie nicht gleich gefüttert, sollten die mit Datum und Uhrzeit beschrifteten Gefäße rasch gekühlt werden. Im Kühlschrank, bei 4-6°C (hinten hinstellen, nicht in die Tür!), kann sie für gesunde, reife Kinder drei Tage bis höchstens fünf Tage, für Kinder im Krankenhaus 48 Stunden aufbewahrt werden. Auf -18°C tiefgekühlt hält sie sich mehrere Monate.

Aufgetaute Milch muss innerhalb von 24 Stunden, nach dem Öffnen des Gefäßes innerhalb von 12 Stunden verwendet werden.

Keine Mikrowelle verwenden! Dort werden wertvolle Bestandteile der Milch zerstört, und wegen ungleichmäßiger Erwärmung besteht Verbrühungsgefahr.

 

Text: Angelika Reck, Agnes Wissenbach, Utta Reich-Schottky

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